Der Aufwand für diesen Job ist meistens hoch, die Wertschätzung eher nicht: Wer als Schiedsrichter Fußballspiele leitet, muss eine ordentliche Portion Idealismus mitbringen. Wenngleich die Begleiterscheinungen – lamentierende Spieler, pöbelnde Zuschauer – zuweilen negativ sind, gibt es immer noch junge Menschen, auf die das Ehrenamt mit der Pfeife einen großen Reiz ausübt.
Zum Beispiel Simon Keller, 23 Jahre, vom TSV Fischbach. Er hat sein erstes Spiel im Alter von zwölf Jahren gepfiffen, bei einem Kleinfeldturnier, wo dringend Schiedsrichter gesucht wurden. Damit war die Leidenschaft bei ihm geweckt. Richtig "professionell" ging er’s dann an, nachdem er beim MTU-Cup 2014 einen Schiri-Lehrgang-Flyer in die Hände bekommen hatte. "Da bin ich zu unserem Jugendleiter Hans-Jürgen Pfister hingegangen und hab ihm gesagt, dass ich das machen will." Gesagt, getan. Nur wenige Wochen später saß Simon Keller mit 25 weiteren Anwärtern in der Parkrealschule Kressbronn und setzte sich mit dem Theoriestoff der Schiedsrichterei auseinander. "Die größte Umstellung war der Perspektivwechsel, also das Spiel nicht mehr aus der Sicht des Spielers, sondern des Schiedsrichters zu betrachten", sagt Simon Keller, wenn er sich an die Zeit des Lehrgangs erinnert.
Nach der schriftlichen Prüfung konnte er es kaum erwarten, die ersten Spiele zu leiten. In der Regel beginnen Jungschiedsrichter in der E-Jugend, bei den ersten Einsätzen haben sie einen Paten an der Seite, der ihnen Tipps zuruft, zum Beispiel: "Stell Dich bei der Ecke anders", "Pfeif lauter" oder auch "Mach klare Ansagen". Simon Keller marschierte schnell durch die höheren Jugendklassen, mit 16 leitete er sein erstes Aktiven-Spiel. Inzwischen hat er schon unzählige Partien gepfiffen. Pro Saison kommen circa 40 Spiele zusammen, in seinen Hochzeiten war er dreimal pro Woche im Einsatz. Hat er nie schlechte Erfahrungen gemacht? "Außer dem standardmäßigen Lamentieren der Spieler hatte ich nie Probleme", sagt der 23-Jährige. "Nur einmal gab es Beleidigungen, aber die kamen von außen. Das hab ich dann halt im Sonderbericht vermerkt."
Neun Jahre ist Simon Keller jetzt schon dabei, die Schiedsrichterei hat für ihn dabei nichts an Faszination verloren: "Ich habe eine hohe Weisungsbefugnis und dadurch eine hohe Verantwortung. Es macht einfach Spaß, ein Spiel zu leiten und Entscheidungen zu treffen."
So sehen das auch Tom Buchmüller und Nicolas Bühler. Beide sind 14 Jahre alt und kicken in der C-Jugend der SGM Fischbach-Schnetzenhausen. Seit knapp einem Jahr sind beide auch als Unparteiische unterwegs. Warum? "Ohne Schiris geht’s halt nicht. Irgendwann hat mich das Thema interessiert", sagt Tom Buchmüller über seine Motivation. Seine Erfahrungen bislang? "Es läuft gut, alles im Griff." Nicolas Bühler erinnert sich, dass sein erstes Spiel "echt schrecklich" war, "danach hat‘s Spaß gemacht".
Für Tom Buchmüller ist Selberspielen im Moment noch wichtiger. Er sagt aber auch: "Ich fände es cool, mal weiter oben zu pfeifen."